Fast alles geschafft

Seit gestern Abend sind wir nun im Van Mijenfjord unterwegs – nicht dass wir allzu viel davon gesehen hätten, höchstens erahnt. Spektakulär war aber die Einfahrt durch den engen Kanal zwischen der Insel Akseløya und dem Rand des Fjords. Auf beiden Seiten waren die Landmassen so nah, dass man sie erkennen konnte. Zudem hat es auf beiden Seiten Positionslichter.

Unsere Fahrtroute in den Van Mijenfjord (grüne Linie).

Als wir hinten im Fjord angelangt waren, ging das Programm los: Zuerst wurde die Sedimentfalle ins Wasser gelassen, danach die umgedrehte Sedimentfalle – das Experiment. Wenige Stunden später, ab Mitternacht, begann das volle Messprogramm mit Netzen, Wasserproben, Bodenschaufeln usw. Das hiess für die meisten Forscherinnen und Forscher: eine weitere Freinacht. Immerhin ist es die letzte Mess-Station.

Um 8 Uhr 30 liess die Crew das kleine Beiboot zu Wasser, und Ulrike Dietrich, Tobias Vonnahme und Brandon Hassett fuhren los, um in den hinteren, seichten Stellen des Fjords vor einem Gletscher nach Eis zu suchen, vor allem solchem, das sich gerade bildet. Im Labor wollen sie später untersuchen, welche Organismen bereits in diesem frühen Stadium im Eis anzutreffen sind.

Bereit.
Das Beiboot «Polarcircle» fährt los.

Die drei waren erfolgreich: kistenweise brachten sie junges Eis mit, das sich gerade bildete, slush. Am Nachmittag war noch eine weitere Fahrt vorgesehen, zu einer anderen vielversprechenden Stelle. Ich sollte dabei sein. Doch nach weiteren Abklärungen entschied der Kapitän, dass der Ausflug zu gefährlich wäre.

Der fragliche Seitenarm ist sehr flach, und an seinem Eingang erhebt sich eine alte Endmoräne eines Gletschers vom Meeresgrund. Die Seekarten geben die Tiefe mit zehn Metern an, aber die Angaben sind nicht genau. Hätte unser Beiboot einen Motorschaden im Seitenarm gehabt, hätte uns die «Helmer Hanssen» nicht retten können. Zu riskant in der Polarnacht und im Schneetreiben, sagte der Kapitän. Schade, aber verständlich.

Die umgekehrte Sedimentfalle liess sich am Abend wieder willig bergen – dieser Teil des Versuch war also erfolgreich. Etwas später begutachteten Christine Dybwad und Ulrike Dietrich gespannt die Probenflaschen, ob sie darin Partikel sehen können, die im Meer nach oben gestiegen und ihnen damit in die Falle gegangen sind. Partikel zum Beispiel, die Algen enthalten, und die dank des Sauerstoffs, der bei der Atmung der Algen entsteht, Auftrieb erhalten. Solche Teilchen sind ein wenig erforschtes Puzzleteil im Ökosystem des arktischen Meeres.

Die umgekehrte Sedimentfalle taucht heil aus dem Van Mijenfjord aus.

Heute Samstag ist im Wissenschaftsmagazin SRF2 Kultur ein Interview mit mir gesendet worden. Moderator Christian von Burg und ich haben uns am Donnerstag über das Satellitentelefon erreicht und über die Fahrt, ihre Ziele das Leben an Bord und in der Polarnacht geredet. Hören kann man es hier.

P.S.: 22 Uhr 16 – wir haben gerade sicher die Engstelle beim Ausgang des Fjords passiert. Nun Kurs auf Longyearbyen.

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